Saša Stanišić – Foto: Geert Maciejewski

Über Saša Stanišić

„Gerade auf Usedom ausgezeichnet zu werden, einem gesellschaftlich und geografisch extrem interessanten, mannigfaltigen Ort, finde ich wirklich sehr schön im Zusammenhang mit meinem zerklüfteten, brüchigen Werdegang, in dem sich so viele Einflüsse wie eben auf Usedom niederschlagen“, sagt Saša Stanišić, der nach der Besetzung seiner Heimatstadt durch bosnisch-serbische Truppen gemeinsam mit seinen Eltern im Jahre 1992 nach Heidelberg geflohen ist. Seine Erzählungen und Romane wurden in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Saša Stanišić erhielt u. a. den Preis der Leipziger Buchmesse für „Vor dem Fest“ und zuletzt für „Herkunft“ den Deutschen Buchpreis 2019 sowie den Eichendorff-Literaturpreis und den Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster. Er lebt und arbeitet in Hamburg.

Jurybegründung

Die Jury des Usedomer Literaturpreises (Denis Scheck, Dr. mult. Manfred Osten, Dr. Andreas Kossert): „Wer Europa verstehen möchte, muss den diesjährigen Preisträger Saša Stanišić lesen. Stellvertretend für sein Gesamtwerk zeichnet die Jury den Roman ‚Herkunft‘ aus. Stanišić beschreibt anhand seiner eigenen Familiengeschichte die stets aktuellen Themen Heimat, Erinnerung und Identität. Obwohl er auf geniale und manchmal gar schelmische Weise dem Stoff seine Schwere nimmt, bleibt sein Buch zugleich politisch – ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Nationalismus und Populismus. Stanišić stellt existentielle Fragen: Wann ist man angekommen? Wann gehört man dazu und vor allem, wer entscheidet darüber? Und was passiert mit denen, die nach dem Willen eines exklusiven ‚Wir‘ nicht dazugehören dürfen? Es sind jene Fragen, die ungebrochen aktuell bleiben. Deshalb schweigt Stanišić nicht, wenn Geschichte im Nachgang instrumentalisiert und umgelogen werden soll. Seine eigene Biographie erfährt durch Krieg und Gewalt im ehemaligen Jugoslawien eine ungeplante Zäsur. ‚Herkunft‘ ist deshalb ein wichtiger literarischer Weckruf in einer Welt, die sich erneut nach einfachen Wahrheiten sehnt.“