Über Ulrike Draesner
Ulrike Draesner, geboren 1962 in München, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in München und Oxford. Sie promovierte 1992 mit einer Arbeit über Wolframs Parzival. 1993 stieg sie aus der Wissenschaft aus, um zu schreiben. Sie lebt als freie Schriftstellerin, Übersetzerin und Literaturkritikerin in Berlin. Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, studierte in München und Oxford und lebt heute als Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin in Berlin. Für ihre Essays, Lyrikbände und Romane hat Draesner zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
Jurybegründung
Jurymitglied Dr. Andreas Kossert (Autor und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Berlin) über die Preisträgerin: „Den Usedomer Literaturpreis 2015 erhält Ulrike Draesner für ihren Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“. Damit zeichnet die Jury eine bedeutende Schriftstellerin aus, die auch als Lyrikerin besondere Maßstäbe im deutschsprachigen Literaturraum setzt. In ihrem großartigen Roman erzählt sie in neun Stimmen die Familiengeschichten von Familie Grolmann sowie einer polnischen Familie über mehrere Generationen. Beide Familien teilen die Erfahrungen von Heimatverlust und Vertreibung 1945. Die aus Schlesien stammenden Grolmanns enden in Bayern, Halka aus Lemberg im heute polnischen Breslau. Beide Familien tragen den Verlust in sich und müssen sich in einer fremden Welt zurechtfinden. Der 1930 in Schlesien geborene Eustachius Grolmann und seine Tochter Simone ergreifen denselben Beruf, beide werden Primatenforscher und widmen ihr gesamtes Berufsleben der Erforschung zentralafrikanischer Affen. Draesner gewährt damit Einblicke in Verhalten und Emotionalität der dem Menschen nächsten Artverwandten. Gleichzeitig spürt sie durch das Prisma der Affenforschung unterschiedlichen Ebenen von Erinnerung und Vergessen, von Trauer und Schmerz nach. Auf überzeugende und kompositorisch brillante Weise spiegelt sie gleichzeitig durch unterschiedliche polnische und deutsche Erfahrungen mentale Prägungen, die jenseits nationaler Meistererzählungen über das Fortwirken von familiärer Herkunft sowie dem Weitertragen von Erinnerungen und Schuldgefühlen Auskunft geben. Erschütterungen, Verletzungen und Verlusterfahrungen haben sich in die Biographien eingegraben, die im Laufe des Romans freigelegt werden, schonungslos offen. Ulrike Draesner gelingt eine besondere polnisch-deutsche Familiengeschichte, ein großer Roman über verlorene und neugewonnene Lebenswelten in der Mitte Europas und die Conditio humana im 20. Jahrhundert.“